Es gibt viele alltägliche und innere Glaubenssätze, Sprüche, Zitate und Vorstellungen, die uns auf den ersten Blick plausibel erscheinen. Weil sie alltäglich vorkommen und unserer Kultur entstammen, hinterfragen wir sie nicht. Das gibt einerseits Sicherheit – wir meinen zu wissen, was richtig ist und müssen uns nicht ständig einem langwierigen Abwägungsprozess aussetzen. Andererseits können solche vermeintlichen Wahrheiten auch dazu führen, dass wir uns und unsere Perspektive auf andere begrenzen und ungesunde Lösungsversuche anwenden bzw. fortsetzen. Mit dem Blog „durchgedreht“ möchte ich einige Beispiele aufgreifen und diese hinterfragen und diskutieren.
Therapie als Kulturkritik
Therapie als Kulturkritik verstanden kann Handlungsspielräume von Individuen erweitern, indem sie vermeintliche Wahrheiten dekonstruiert und Platz für neue Konstruktionen schafft. Bei meiner Arbeit versuche ich daher den Raum zu geben, um mit meinen Klientinnen* neue Perspektiven auf Bekanntes, Vertrautes und Gewöhnliches zu gewinnen und Bewegung in festgefahrene Situationen zu bringen. Therapie ist deswegen vor allem auch ein kreativer Prozess, bei dem neue Bilder und Rollen entwickelt werden. Die Systemische Therapie und Beratung nutzt dafür vor allem Frage- und Visualisierungstechniken, Sprachbilder, die Arbeit mit Gegenständen oder Geschichten.
Systemisch gebloggt
Auf meinem Blog „durchgedreht“ findet ihr Gedanken und Beobachtungen aus meiner Arbeit als Systemische Therapeutin. Dabei beschäftige ich mich vor allem mit Aussagen, die zu Überzeugungen, manchmal auch zu Glaubenssätzen werden und gerade weil sie plausible Sichtweisen, Anleitungen und Umgangsweisen darzustellen scheinen, Individuen eher beschränken als sie zu autonomen Handeln zu befähigen: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, „Ich bin für meine Eltern verantwortlich“ oder „Zeit heilt Wunden“ sind einige Beispiele dafür.
In solchen Fällen ist es meiner Erfahrung nach besonders produktiv, die vermeintliche Sicherheit, die in solchen Aussagen liegt, zu durchbrechen und eine (gegebenenfalls auch radikale) Gegenposition einzunehmen. Auf diese Weise möchte ich Einblicke in meine therapeutische Praxis und das Systemische Arbeiten im Allgemeinen geben. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
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